Der Kanzler zieht sich aus der Politik zurück, um sich um sein Kind zu kümmern oder ist von der ÖVP gegangen worden, je nach Interpretation. Der damals jüngste Außenminister sagte 2013, er wolle sich in 10 Jahren aus der Politik zurückziehen; wir begrüßen, dass dieser überfällige Schritt nun schneller kam.

Kurz ist eine äußerst bemerkenswerte Person, denn wie kaum ein anderer hat er es geschafft, durch den gesamten Rechtsstaat zu Fuhrwerken, das Vertrauen in die Institutionen und die Rechtsstaatlichkeit zu erschüttern, das internationale Ansehen Österreichs zu beschädigen und einen Scherbenhaufen zu hinterlassen. Bereits in den frühen Morgenstunden hat der Boulevard (Krone [2], Bild[3]) gleichlautend berichtet. Normalerweise kommen diese „Bomben“ nicht zufällig, sondern sind Kalkül, um die mediale Aufmerksamkeit umzulenken.

In diesem Zusammenhang kann es natürlich auch sein, dass dies von der ÖVP kalkuliert war, um einen Schlussstrich zwischen sich und Kurz zu ziehen. Das könnte ein Indiz sein, dass die WKStA etwas Handfestes hat, was natürlich vorerst Spekulation bleibt. Dennoch glauben wir erst, dass Kurz weg ist, wenn er auch weg bleibt. Eine österreichische Tradition, mit erfunden von Jörg Haider, aber auch genutzt von Peter Westenthaler, vielen anderen und zuletzt H.C. Strache ist der „Rücktritt vom Rücktritt“. Als H.C. zuletzt seinen „völligen Rückzug aus der Politik“ bekannt gab, hat das ganze 7 Tage gehalten [6]. Nach biblischer Erzählung erschuf Gott die Erde und den Menschen in 7 Tagen, H.C. das Team HC und Gottkanzler Kurz vielleicht das Team Kurz? Es bleibt gruselig.

Eine Leistungsschau der politischen Laufbahn von Kurz:

  • 2011 feiert er als Wiener Gemeinderat sein öffentliches Debüt als YouTubeInfluencer im JVPWahlkampf mit „Geil-o-mobil“ und dem Slogan „Schwarz macht geil“ [7].
  • 2014 wird er der jüngste Außenminister. Während der Krise im Umgang mit Geflüchteten 2015, begrüßte er, dass laut Genfer Flüchtlingskonvention subsidiär Schutzberechtigte in Ungarn mit Gummigeschossen und Tränengas vertrieben werden. Mazedonien will er helfen, die Grenzen gut zu schützen [8].
  • 2017 führt er mit rechtswidrigen Mitteln (zweifelsfrei festgestellte, aber nicht bestrafte Wahlkampfkostenüberschreitung [9]) und einen somit illegalen Wahlkampf, um Bundeskanzler zu werden.
  • 2019 wird die Regierung wegen Korruptionsverdacht beim Koalitionspartner aufgelöst. Der Antrag, dass Bundeskanzler, denen das Misstrauen ausgesprochen wurde, nicht wieder Bundeskanzler werden können, wird abgewehrt. Danach empfängt der gefallene Prophet ohne offizielle Position medienwirksam und zur Belustigung und Empörung Österreichs den Segen einer christlichen Sekte [14].
  • 2020 wird Kurz wieder Kanzler. Gegen ihn und seine Partei wird ermittelt. Das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption (UNCAC) wurde von Österreich 2006 ratifiziert und ging in der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) auf [11]. Kurz greift dieses Organ öffentlich an [10], die ÖVP ortet dort „linke Zellen“ [12].
  • 2021 Kurz erklärt die Pandemie wiederholt für beendet [13]. Am 9.10. muss er als Kanzler „zur Seite treten“, nach langen Verzögerungen durch die ÖVP wird seine Immunität am 18.11. aufgehoben. Zwei Wochen später, am 2.12. verkündet er seinen Rückzug aus der Politik.
Es bleibt spannend, wie diese Geschichte weitergeht, wir wünschen der Familie Kurz jedenfalls alles Gute und Papa Kurz mehr Erfolg als in seinem letzten Job. Oder um es mit Wolfgang Ambros zu sagen: „Baba und fall net! Und kumm guat z’haus. Lass alle schen griaßn!“
Bild: Screenshot, Bildbearbeitung
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