Corona hat gezeigt, dass der Westen nur Probleme ernst nimmt, die seinen Wohlstand und das Leben der Reichen unmittelbar bedrohen. Dass der Planet vor die Hunde geht, ist unbestritten, als Problem wird das aber scheinbar nicht gesehen.

Unser Wirtschaftssystem hat seit jeher Raubbau an Mensch und Umwelt betrieben. Das rächt sich jetzt. Entweder wir ändern die Art zu Wirtschaften und erhalten die Umwelt für die Nachwelt oder wir zerstören sie unwiderruflich. In beiden Fällen gibt es Verlierer, die Frage ist also: Wer zahlt die Zeche? Wir könnten als Gesellschaft beschließen die Grenzen von Menschen und Umwelt zu achten, uns ein anderes Ziel als das ewige Wirtschaftswachstum zu setzen und einfach mal einen Gang zurückzuschalten. Geld lässt sich damit freilich keins verdienen.

Mit Vollgas in die Postapokalypse

Die Klimakrise hingegen bietet unendliche Möglichkeiten Geld zu verdienen. Verlier*innen werden jene Menschen sein, die es sich nicht leisten können, umzusiedeln. Jene die es können, werden dafür sehr teuer bezahlen: Schon seit langem gibt es Klimamodelle, die die Auswirkungen skizzieren. Landstriche die überflutet werden, Habitable Zonen, die sich verschieben und extreme Wetterphänomene. Das kann als Abschreckung und Weckruf dienen oder als Shopping-Anleitung: Immobilien in sicheren Gegenden mit Zugang zu fruchtbarem Land, ein Haus in Deutschland, dass in 30-40 Jahren Meereszugang hat, wenn die Niederlande untergegangen sind oder für den Verkauf von Objekten die dann nicht mehr bewohnbar sein werden zu aktuell noch sehr guten Preisen.

Die Klimakrise zwingt die Menschen nicht nur zum Handeln, sie ist auch noch dazu berechenbar. Was Besseres kann dem Markt eigentlich nicht passieren. Zusätzlich geht es sehr langsam voran, die Menschen merken also – wie der Frosch im kalten Wasser – nicht, dass sie langsam gekocht werden. Damit kommt die Politik – wie wir sehen – auch nur sehr langsam in Handlungsnot und dann ist es eigentlich schon fast zu spät. Dass die Superreichen sich dieses Problems nicht annehmen werden zeigt der Wettlauf ins All zwischen Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson. Mit dem Geld könnte man auch locker den Welthunger für eine sehr lange Zeit stillen.

Auch Dürre und Lebensmittelknappheit müssen im Sinne der kalten, toten, skrupellosen Marktlogik als Chance und nicht als Bedrohung gesehen werden. Grundnahrungsmittel automatisiert zu produzieren macht aktuell keinen Sinn, weil Arbeitskräfte billig sind und rechte und reaktionäre Kräfte dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Ein Eldorado, in dem kein Mensch mehr arbeiten muss und alles von Maschinen erledigt wird, bringt keinen Profit. Diese Maschinen werden aber sehr wohl interessant, wenn Dinge nicht mehr angebaut werden können und synthetisch hergestellt werden müssen. Die Zerstörung der Umwelt schafft eine Verknappung von Ressourcen und ermöglicht neue Monopole.

Godzilla vs. King Kong

Die Finanzindustrie hat sich schon lange von den fesseln allen irdischen Befreit und existiert in ihrer eigenen Welt und nach ihren eigenen Regeln. Pandemie und Geldschwemme der Notenbanken haben gezeigt, wie wenig Bezug zur Realwirtschaft noch besteht. Die Klimakrise holt die Versicher aber wieder zurück auf den Boden der Realität: Wenn es jedes Jahr ein Jahrhunderthochwasser gibt, bedroht das nicht nur das Geschäftsmodell der Versicherer, sondern deren Existenz. Die können auch nur begrenzen reagieren, junge Menschen mit neuen Verträgen werden in bestimmten Gegenden schlicht nicht ansiedeln können oder das Risiko selber tragen müssen. Aus alten Verträgen kommen sie so leicht aber nicht heraus.

So wundert es auch kaum, dass jetzt die Versicherer als Vertreter*innen des Klimaaktivismus auf den Plan kommen und Politik zum Handeln auffordern. Im Gegensatz zu den Menschen haben ihre Stimmen aber womöglich sogar Gewicht, den in der Branche steckt Geld. Sehr, sehr viel Geld. Als die Zentralbanken Strafzinsen auf Einlagen beschlossen haben, waren Versicherer die ersten, die laut darüber nachdenken Geld in bar, also physisch zu lagern, weil das billiger wäre als die Negativzinsen zu bezahlen. Sie sind aber auch ein gefundenes Fressen für eine Kandidat*in zum Bezahlen der Kosten der Klimakrise.

Versicherer zahlen für die Folgen, zahlen womöglich im eigenen Interesse auch einen Teil der Schutzmaßnahmen und wenn das alles nicht funktioniert und sie insolvent gehen, dann zahlt der Durchschnitt mit seinen Einlagen für Lebens- und Pensionsversicherung, bzw. der Staat mit der Haftung, also letztendlich die Allgemeinheit. Diese Kuh zu schlachten macht für jene, die Geld mit der Klimakrise verdienen und nicht dafür bezahlen wollen also Sinn. Ob sich diese Kuh, die mit sehr großen finanziellen Ressourcen ausgestattet ist so einfach schlachten lassen wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Festung Europa

In jedem Fall hat Europa die Mittel, um alles Mögliche zu erfinden und einen gewissen Wohlstand während des Weltuntergangs zu garantieren. Andere Länder haben diesen Luxus nicht und sehen sich wörtlich vom Untergehen bedroht. Menschen werden vor den Auswirkungen der Klimakrise flüchten, genauso wie sie es jetzt auch aufgrund von Krieg, Verfolgung und Armut tun. Rechtspopulisten, die Flüchtlinge gerne als Schuldige ihres eigenen Unglücks darstellen, werden es schwer haben diese Argumentation aufrechtzuerhalten, wenn die Länder aus denen diese Menschen flüchten schlichtweg im Meer versinken oder in Flammen aufgehen.

Auch Konservative sehen sich mit einer Mobilisierung gegen ihre Politik konfrontiert, die aber im Grunde unpolitisch ist. Die Forderung nach Erhaltung der Existenzgrundlage ist in diesem Sinne Ideologie- und wertfrei, stattdessen ist sie einfach notwendig. Dennoch gibt es immer wieder Versuche, wie z.B. in UK deshalb das Demonstrations- und Versammlungsrecht einzuschränken. Die jüngeren Generationen begriffen diese Unterdrückung aber als systemisch und sehen daher oftmals auch die Polizei als feindlich und Werkzeug der Unterdrückung an. Die Klimakrise stellt also auch den sozialen Frieden auf eine harte Probe.

Zusammenhalt gibt es kaum und auch Corona hat  gezeigt, dass der Westen nicht solidarisch mit dem Rest der Welt ist. Während sich hier die Preise kaum verändert haben, sind in ausgebeuteten Ländern die Preise gerade für Dinge des täglichen Bedarfs explodiert. Während hier über Herdenimmunität gesprochen wird, sind vielerorts die Impfquoten noch länger im einstelligen Bereich. Während Corona war die größte Angst des Westens, dass am WC das Klopapier ausgeht. Noch wirkt es so, als sei die größte Angst des Westens in der Klimakrise, dass die Menschen mit ihrem Auto auf dem Weg in den Urlaub einen Umweg einplanen müssen, weil Straßen überflutet oder vermurt sind.

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