1984 und es geht weiter …
16. Februar 1984
Auf den Tag genau 32 Jahre sind seit diesem Datum vergangen und nicht nur die Technik hat sich seit damals unglaublich weiterentwickelt. Es hat auch andere überraschende Wendungen und Veränderungen in der Welt gegeben. Hätte sich damals auch niemand so vorstellen können.
Sicherlich, die Zeiten werden härter. Die raueren Winde treffen nun auch diejenigen die sich bisher einigermaßen sicher wähnten vor unangenehmen Veränderungen. Veränderungen, die sie jetzt persönlich treffen könnten: Arbeitslos mit 50+, deine Firma in der du Jahrzehnte brav gearbeitet hast sperrt zu? Dein Nachwuchs findet nach dem Studium schwer eine gutgezahlte Arbeit? Prekärer Job, unbezahltes Praktikum? Das hat doch bisher immer nur die anderen getroffen. Die, die es verdient haben. Die, die selber schuld sind, weil sie sich einfach zu wenig angestrengt oder das Falsche gelernt haben.
Aber die Einschläge kommen immer näher. Plötzlich kennst du Leute die betroffen sind, von denen du nie gedacht hättest, dass es sie erwischen wird.
Noch geht es mir gut heute. Eigentlich sogar besser als ich es mir 1984 habe träumen lassen. Mit viel Glück und auch ein bisschen eigener Anstrengung, vor allem Anpassung habe ich es geschafft. Ich könnte mich nun zurücklehnen und mit einiger Berechtigung hoffen, dass sich die paar Jährchen bis zum Pensionsantritt auch noch irgendwie runterbiegen lassen. Und dann ein bisschen zurückstecken. Wird schon nicht so schlimm kommen – ich habe doch genug Speck angesetzt. Bildlich gesprochen.
Ich könnte mich also zurücklehnen und aus relativ sicherer Position zusehen, abwarten und einfach nur nichts tun. Aber dummerweise habe ich dieses blöde Buch mit dem seltsamen Titel gelesen: 1984. Und das zu einer Zeit als 1984 noch absolut gesehen in der Zukunft lag. In einer Zukunft die ich mir nach Lektüre des Buches nicht nur eigentlich nicht, sondern sogar sicher nicht so gewünscht hätte.
Wer mit wachem Blick und ein wenig Sensibilität die Welt um sich beobachtet kann, so ganz ohne Hang zu Paranoia oder ein Faible für Verschwörungstheorien, ziemliche Parallelen zwischen dem Roman (1984) und der heutigen Wirklichkeit erkennen. In manchen Bereichen hat die Wirklichkeit den Roman bereits weit hinter sich gelassen, in anderen ist sie dabei ihn einzuholen. Der Spruch, der dem Autor von 1984 in den Mund gelegt wird, könnte treffender nicht sein: „Ich habe euch das Buch zur Warnung und nicht als Anleitung geschrieben“
So großartig das Buch ist, so wenig hat mir das Ende gefallen. Daher habe ich damals beschlossen, es darf einfach nicht sein, dass der Große Bruder am Ende gewinnt. Was ich dazu beitragen kann? Vielleicht hilft Schreiben. Zusammenhänge aufzeigen, Optionen vorstellen, Gleichgesinnte suchen und finden. Vernetzen, solidarisieren. Was auch immer, wichtig ist, dass unsere Zukunft nicht 1984 endet.
Winston Smith
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.