Schon seit einiger Zeit wird der Ton vor allem, aber nicht nur im Netz immer rauer. Viele Menschen vertreten in sozialen Medien Meinungen, die sie oder eine Gruppe, zu der sie sich zugehörig fühlen, über andere stellen. Oft geht es dabei gegen Immigranten, die mehr oder weniger freiwillig auf manchmal ziemlich harten Wegen hierher gekommen sind. Viele fühlen sich noch dazu einer anderen Religion zugehörig. Es geht aber auch gegen Menschen, deren Eltern oder Großeltern bereits österreichische Staatsbürger geworden sind, die als Österreicher geboren wurden und die nur Österreich als Heimat kennen. Selbst längst vergessen geglaubte Ressentiments holt man aus den hintersten Ecken der tiefsten Keller der Geschichte wieder ans Tageslicht, um damit zu provozieren.

In den zu diesen Meinungen gehörigen Diskussionen geht oft richtig die Post ab. Menschen tätigen Äußerungen, die von viel Hass zeugen und andere zum Hass anstacheln. Die Ereignisse der letzten Zeit zeigen, dass dahinter oft Organisationen stecken, die Identitäten erfinden und durch diese oft gezielt eingreifen, um den Verlauf einer solchen Diskussion zu steuern. Oft genug finden die, die um Ruhe und Respekt voreinander bemüht sind, keinen Weg das zu verhindern. Viel zu oft offenbaren sich in ihrem Stil Schwächen, die die Gegenseite nutzt, um sie zu spalten oder zu diskreditieren. Gern stellt man die jeweils andere Seite als dumm oder ungebildet hin. Auf beiden Seiten tappen Menschen in diese Falle, was die Gräben, die bereits aufgerissen wurden, nicht nur nicht füllt, sondern sogar deutlich verbreitert.

Dadurch erzeugt man ein erhitztes und angespanntes Klima. Diskussionen werden schärfer, man geht respektloser mit seinem Gegenüber um. Das bleibt auch nicht immer nur im mittlerweile gar nicht mehr so „virtuellen“ Raum: Demonstrationsteilnehmer werden attackiert (2018 bereits passiert), und wir befinden uns, wenn das so weitergeht, auf dem besten Weg zu Zusammenstößen von Demonstranten und Gegendemonstranten. Auch Verbalattacken, die bis jetzt auf durch Betrunkene oder psychisch Kranke verursachtes Gebrüll beschränkt blieben, bleiben dann auch auf breiterer Basis nicht mehr nur denkbar. Von dort ist es kein weiter Weg mehr zu tätlichen Angriffen und Zusammenrottungen. Spätestens dann werden sich unter den Angegriffenen Wehrhafte finden, die sich und die, denen sie sich nahe fühlen, verteidigen werden. Das wird zu weiteren Eskalationen führen. Wenn dann in verschiedenen Stadien des Geschehens die Exekutive hinzugezogen wird, wird diese in der derzeitigen politischen Situation nicht unbedingt immer das Richtige tun und einfach deeskalieren. Bereits getätigte Aussagen von Vertretern der Regierung und Exekutive und ihr Verhalten bei Demonstrationen lassen auch das nicht mehr undenkbar erscheinen.

Bevor es soweit kommt, müssen wir diesem Schiff den Wind aus den Segeln nehmen. Ein betont ruhiges Auftreten und ein respektvoller Umgang mit dem Gegenüber, der vermutlich nicht in allen Fällen einfach zu bewerkstelligen sein wird, ist hier enorm wichtig. Wir dürfen nicht missionieren, sondern müssen vor allem einmal zuhören. Hinter viel von dem aktuellen Hass stecken durch fiktive Argumente geschürte ganz reale Ängste. Wir können nicht immer gegenhalten und alle „einen Trottel heißen“, sondern wir müssen mit viel Feingefühl den Menschen ihre Ängste nehmen. So entziehen wir dem Feuer seinen Brennstoff, und nur so können wir Hoffnung haben, dass es abseits von einer gewissen Beratungsresistenz in manchen Köpfen irgendwann die kritische Masse nicht mehr gibt, die den radikalen Kräften in der Politik solchen Vorschub leistet.

Zeigen wir also der Gesellschaft, was wir unter einem „neuen Stil“ verstehen – für weniger Exklusivität, ein von Respekt und Achtung getragenes Miteinander, für weniger soziale Kälte und mehr Füreinander, und statt Auseinander mehr Zueinander. Es gibt viel zu tun – mehr als jede*r Einzelne für sich für bewältigbar halten mag, aber gemeinsam schaffen wir das. Also packen wir’s an!

(u)

Beitragsbild von ZhengZhouOwn work, CC BY-SA 3.0, Link

https://basis.piratenpartei.at/wp-content/uploads/2018/02/1200px-Non-Violence_sculpture_in_front_of_UN_headquarters_NY-1024x768.jpghttps://basis.piratenpartei.at/wp-content/uploads/2018/02/1200px-Non-Violence_sculpture_in_front_of_UN_headquarters_NY-150x150.jpgErnst SpitalerBeiträge von PiratenSchon seit einiger Zeit wird der Ton vor allem, aber nicht nur im Netz immer rauer. Viele Menschen vertreten in sozialen Medien Meinungen, die sie oder eine Gruppe, zu der sie sich zugehörig fühlen, über andere stellen. Oft geht es dabei gegen Immigranten, die mehr oder weniger freiwillig auf...Wir leben Basisdemokratie!
Kaper die Netzwerke