Antreten zur Nationalrats Wahl?
Veröffentlicht am April 29, 2017
„Themen statt Köpfe“ und „Wir sind glücklich, wenn andere unsere Themen aufgreifen und umsetzen“ oder „wie wir Piraten dazugelernt haben“
NGO und APO: Die Piratenpartei kann die Position einer NGO oder außerparlamentarischen Oppositionspartei einnehmen. Dafür sparen wir uns die Mühen eines Wahlkampfes. Wir brauchen nur die Themenführerschaft ergreifen und dafür sorgen, dass die in den Parlamenten vertretenen Parteien unsere Vorschläge aufgreifen und in Gesetze gießen. Es gibt sicher Beispiele dafür, wo genau dieses geschehen ist. Aber es gibt mit Sicherheit mehr Beispiele wo wir nicht einmal ignoriert worden sind. Wo nicht einmal die Opposition solche berechtigte Anliegen aufgegriffen hat, geschweige denn dass die Regierungsparteien von sich aus in unserem Sinne aktiv geworden wären. Die fortschreitende Einschränkung der Privatsphäre und des Datenschutzes unter der Parole „Mehr Sicherheit gegen Terror durch verstärkte Überwachung“ spricht für diese meine Sicht. Ich halte diese Option eines Nein zum Antreten bei der kommenden Nationalratswahl für so ziemlich die schlechteste aller Varianten.
Verschiebung als Option: Die Piratenpartei kann einen Wahlantritt auf ein nächstes Mal verschieben. Wir sind einfach noch nicht so weit und bauen in der gewonnenen Zeit unsere Mitgliederanzahl aus, beschaffen die nötigen Geldmittel für einen klassischen Wahlkampf (200.000€ oder mehr) und schaffen uns Anerkennung als Experten in unseren Kernthemen. Vielleicht entern wir in dieser Aufbauphase sogar den einen oder anderen Gemeinderat oder gewinnen vielleicht auch noch Sitze in den Landesparlamenten. Sozusagen die Ochsentour von unten nach oben. Diese Option halte ich auch nicht für sehr realistisch, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass wir die letzten 4-5 Jahre seit der letzten Nationalrats Wahl auch nicht in diesem Sinne genützt haben. Warum sollte es in den nächsten 5 Jahren anders sein? Warum eigentlich?
Thema Wahlbündnisse: Eine weitere Option wären Wahlbündnisse mit anderen Newcomern, mit kleinen oder vielleicht auch größeren Parteien. Wie das Beispiel mit Wien Andas gezeigt hat funktionieren solche Bündnisse mitunter nicht ganz nach Wunsch und als „Pirat“ unter zB den Grünen (falls die sich überhaupt darauf einlassen) wird es nicht ganz einfach sein, die Identität „Pirat“ beizubehalten, selbst wenn der Pirat auf einem aussichtsreichen Listenplatz ins Parlament einziehen durfte. Da gibt’s dann noch Parteiräson, Clubzwang und Abmachungen um überhaupt auf die Liste zu kommen. Meine Einstellung zu Wahlbündnissen dürfte hinlänglich bekannt sein – ich erwarte mir auch davon keinen nennenswerten Einfluss piratische Gedankengänge in die Gesetzgebung einfließen zu lassen.
Wahlantritt als Piratenpartei: Daher wird uns nicht viel anderes übrig bleiben, als uns an die Realität anzupassen und Köpfe mit Themen zu besetzen. Des weiteren werden wir unsere Themen schon selber mit unseren Abgeordneten einbringen und vertreten müssen. Das heißt, wir müssen die Frage „Sollen die Piraten als eigenständige Partei, eventuell mit Parteiunabhängigen unter Piratenflagge, zur Nationalrats Wahl antreten?“ eindeutig mit Ja beantworten.
Der Einzug in den Nationalrat wird allerdings nur gelingen, wenn wir es schaffen, die Menschen davon zu überzeugen, dass der für eine bessere Zukunft für Alle erforderliche Paradigmenwechsel in der Politik nur mit und durch die Piraten erreichbar ist. Wir müssen daher zuerst diejenigen überzeugen, welche die nötigen Voraussetzungen für den Wahlantritt herstellen müssen und anschließend auch die Wähler, die uns ja auch wählen sollen.
Denn das Hauptziel ist nicht, dass Piraten im österreichischen Parlament sitzen, sondern der dadurch herbeiführbare und auszuführende Paradigmenwechsel in der Politik. Wir müssen die Veränderungen glaubhaft machen, die von allen anderen Parteien nur versprochen und nachgewiesenermaßen nie erreicht wurden, weil sich nichts ändern kann solange nur kleine Verschiebungen der Mehrheitsverhältnisse erfolgen und weder neue Menschen noch Ideen in den Nationalrat einziehen.
6 Comments Already
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Wenn ich die Frage sehr nüchtern betrachte, ist es in gewisser Weise ziemlich einfach.
Kernfrage: Wollen wir unsere Werte (manifestiert im Parteiprogramm)umsetzten?
Wenn nein -> Partei auflösen oder einen Diskutierklub daraus machen.
Wenn ja -> Antreten bei NRW wird als oberstes Ziel definiert.
zu welcher NRW?
Nicht zur bevorstehenden, da uns aktuell die Voraussetzungen dafür fehlen, selbst wenn erst 2018 gewählt wird.
Erste Schritte:
Feststellen, wo wir aktuell stehen
Definieren, wo wir in 1/3/5 Jahren sein wollen
Ganz grob definieren,wie wir vom Ist zu Soll kommen
Das Ergebnis absegnen lassen
Dann beginnt die echte Knochenarbeit, nämlich Planung, Analyse, Priorisierung, Organisation und Umsetzung.
Die ersten Schritte sollten in 3-6 Monaten machbar sein.
Für Planung, Analyse und Priorisierung würde ich 6-12 Monate veranschlagen.
Der Rest läuft bis ca. 1 Jahr vor der NRW.
Dann beginnt der Wahlkampf.
Vorraussetzungen:
Die Piraten müssen sich einig sein, dass ein Erreichen von Nationalratsmandaten DAS große Ziel ist.
Diesem Ziel muss sich fast alles unterordnen.
Großes Engagement ist notwendig.
Es muss professionell gearbeitet werden.
Da sich die politische Welt nicht nach den Piraten richtet, müssen die Piraten das politische Spiel in einigen/vielen Bereichen mitspielen.
Wir haben ein sehr gutes Parteiprogramm, daher bin ich überzeugt, dass wir erfolgreich sein können. Wir müssen es nur wirklich wollen.
im Großen und Ganzen bin ich mit der Analyse und den daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen einverstanden. Mit einer Ausnahme: Wir dürfen uns nicht auf die NRW 2023 als nächsten Wahlantritt festlegen. Sondern wir müssen die kommenden ins Auge fassen.
Ich weiß, das ist verwegen, kühn, verrückt, größenwahnsinnig. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir es tun müssen – weil wir nicht den langen Atem, sprich die Motivation aufbringen und durchhalten werden. Wir haben von 2013 bis jetzt nicht das geschafft, was wir schaffen müssten um 2022 besser dazustehen als jetzt.
Menschen wachsen mit ihrer Aufgabe. Wo Bewegung ist und Menschen zusammenlaufen, kommen mehr dazu. Immer mehr und wieder mehr. Die größte Hürde ist der erste Schritt, der Aufbruch. Wenn der geschafft ist, läuft es fast von alleine.
Und nicht zu vergessen. Wir sind nicht die Einzigen, die es versuchen würden. Düringer/Fussi/Naderer mit G!LT werden sicher die 2600 Unterstützungserklärungen sammeln und auch zusammenbringen. Warum dann nicht auch wir? Die finanzielle Lage bei G!LT ist ähnlich entmutigend wie bei uns, den Piraten. Sie haben mit dem Geld betteln und sammeln gerade erst angefangen.
Und höchstwahrscheinlich wird eine dritte Gruppierung (www.echtrot.at) ebenfalls antreten. Die werden ein bisschen besser dastehen, weil sie sich vermutlich auf Geld und Infrastruktur der KPÖ stützen können.
Ich sehe da einfach nicht, warum wir gegen einen Kabarettisten ohne Programm oder gegen sogenannte Alte Linke die sich mit (Ex?)Piraten aufmotzen um so viel schlechter dastehen und daher den Versuch nicht wagen sollten?
Mir wäre es auch bei weitem lieber, wenn wir gleich antreten – aus den von dir genannten Gründen und weil die Piraten eher zerbröseln als zu wachsen.
Aber:
Ich komme aus dem Projektgeschäft. Da habe ich das Teufelsviereck von Sneed kennengelernt. Das zeigt die Abhängigkeit von Quantität, Qualität, Zeit und Ressourcen. Wenn ich z.B, wenig Zeit habe, muss ich bei der Quantität oder Qualität nachlassen oder mehr Ressourcen einsetzen. Ist eigentlich eh klar, es will nur niemand so hören.
Wir haben Probleme mit Zeit und Ressourcen, daher müssen wir bei Qaualität und/oder Quantität nachlassen -> nicht gut!
Ich habe in mehreren Jahrzehnten nicht erlebt, dass dieses Prinzip durchbrochen worden wäre. Und du kannst mir glauben, dass da oft Menschen über sich hinausgewachsen sind.
Was uns fehlt, ist ein klar definiertes und klar kommuniziertes Ziel, das die Leute eint und die Kräfte bündelt. Das Ziel wäre der Einzug in den Nationalrat. Da ich weit und breit keine tragfähigen Vorbereitungen sehe, brauchen wir dafür vor allem viel Zeit (siehe Sneed).
Mein vorheriger Beitrag ist eine extrem verkürzte Darstellung. Es läuft natürlich nicht so linear wie oben geschrieben. Dass die ersten Monate „unsichtbare“ Arbeit, also Arbeit ohne Ergebnisse mit Aussenwirkung geleistet wird, lässt sich nicht verhindern,aber dann sollten die ersten Ergebnisse vorhanden sein, die man umsetzen kann. Das sind die ersten positiven Impulse für die Piraten.
Würden wir jetzt antreten, würde das miner Meinung nach in Aktionismus, großem Einsatz und wenig Erfolg enden.
Ein Wahlbündnis halte ich auch nicht für gut. Es würde zwar die Chancen erhöhe, dass Piraten ins Parlament kommen, gibt uns aber wenig Chancen, unsere Anliegen dort einzubringen (dafür fehlt uns die innere Stärke). Ausserdem fürchte ich, dass es bei anderen neuen Gruppierungen ähnlich chaotisch zugeht wie bei uns. Chaos + Chaos = ?
Ich sehe in einer professionellen Vorbereitung unsere einzige Chance und das braucht eben Zeit.
muss jetzt in die Arbeit, Antwort/Ideen/Motivation kommen daher erst am Abend …
Wie soll das nun gehen mit dem Antreten zur nächsten Nationalratswahl?
Wir haben keine Organisation, die sich per Knopfdruck einschalten lässt. Es gibt kein wohlgefülltes Bankkonto mit mehreren Millionen darauf. Und es wird keine gute Fee geben, die Mitleid mit uns hat und uns alles herzaubert, was wir so brauchen.
Ist das jetzt ein Grund, frustriert aufzugeben, bevor wir es überhaupt versucht haben? Ich meine: Nein
Es gibt einen Weg und ich werde versuchen diesen Weg hier zu skizzieren. Zumindest den Anfang dieses Weges.
Zuerst einmal müssen sich ein paar Mutige, Unentwegte in der Keimzelle – der sogenannten AG NRW – zusammenschließen und ein paar gute Argumente überzeugend darstellen, warum die Piraten zur NRW antreten sollen und wieso es gelingen könnte 10+ Piraten in die nächste Gesetzgebungsperiode des Parlamentes reinzubringen.
Ich habe immerhin schon damit angefangen, dafür Werbung zu machen und möchte jetzt eine Strategie vorstellen, mit der es gelingen könnte.
Die AG NRW nutzt vorhandene Infrastruktur auf der Website http://www.piratenpartei.at
Als erstes müssten wir da kräftig aufräumen und alle nicht mehr aktuellen Links und Inhalte einmal löschen – sodass beim Ansurfen von piratenpartei.at nicht der Eindruck entsteht – da rührt sich ja nichts, das ist nicht gepflegt, schaut traurig aus. Die werden nie was stemmen. Ich schlage mal vor: Tabula Rasa. Und irgendwo steht „Ahoi, Piraten ins Parlament“ oder so was ähnliches.
Die Homepage wird dann von der AG NRW bespielt mit Infos und Aufrufen zur Mitwirkung – so soll die AG NRW wachsen. Fortschritte werden kommuniziert …
Als nächster Schritt wird das Ziel formuliert und kommuniziert, die 2600 Unterstützungserklärungen zu erzielen. Da wir nicht wissen, wann der Zeitraum zum Sammeln ist, schlage ich vor, dass wir versuchen einerseits Kommitments per email zu sammeln (natürlich auf Bundesländer runtergebrochen) als auch Leute zu gewinnen, die dann „Auf der Straße“ sammeln. Ich gehe davon aus, dass wir sowohl von Leuten per Brief Unterstützungserklärungen bekommen können, als auch vom Straßeneinsatz…
Wer sich jetzt näher dafür interessiert, ist eingeladen sich beim ersten Mumble Treffen der AG NRT zu informierten. Termin wird in der nächsten BV Sitzung bekanntgegeben, nachdem die AG NRW offiziell aus der Taufe gehoben wurde.