Zukunft Europa
In diesen Tagen, in denen Europa krachend in 28 Scherben eines kleinkarierten National-Biedermeier zu zerspringen droht, scheint nicht mehr viel übrig von der Vision eines vereinten Europas, die unsere Völker nach dem Weltkrieg einte.
Die Rechten wollten es nie; die sozialdemokratischen Eliten verraten einmal wieder alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist und die Konservativen mögen sich die Worte Helmut Kohls in Erinnerung rufen und sich ihrer Verantwortung wieder bewusst werden:
„Die bösen Geister der Vergangenheit sind in Europa nicht auf alle Zeit gebannt: Jeder Generation stellt sich die Aufgabe neu, deren Wiederkehr zu verhindern und neuen Argwohn zu überwinden“.
Jetzt kommen sie wieder aus ihren Löchern, die bösen Geister von denen Helmut Kohl sprach – die Gegner einer offenen Gesellschaft – und die Aufgabe unserer Generation ist es, sie wieder zu vertreiben; uns die Vision eines solidarischen, prosperierenden, frieden- und freiheitstiftenden Europas neu zu erobern und mit Begeisterung voranzutreiben.
Ein Europa der kleingeistigen Eigenbrötler, die sich physisch und geistig einmauern und in den Denkmustern kurzsichtiger nationalstaatlicher Egoismen verharren, wird keine Zukunft haben. Statt sich sowohl nach außen, wie auch im Inneren gegeneinander abzuschotten, brauchen wir mehr Europa – gemeinsame Standards (u.a. sozial, ökologisch), die Schaffung vergleichbarer Lebensverhältnisse, eine Demokratisierung der Institutionen – und vor allem ein Europa, das die Herausforderungen unserer Zeit klug und solidarisch gemeinsam bewältigt.
Die klügste Beschreibung der europäischen Gemengelage, die ich in letzter Zeit gehört habe, stammt von Joschka Fischer:
„Wir befinden uns in einer Zeit, in der die Welt sich neu sortiert. Der Glaube, dass dabei dieser gemischte Chor der europäischen Nationalstaaten die Antwort wäre, auf die Zukunft des 21ten Jahrhunderts in einer globalisierten Welt, ist natürlich irre. Das Gegenteil wird der Fall sein. Wenn wir Europäer die EU scheitern lassen – und das wird nur an uns hängen – dann werden wir uns von der weltpolitischen Bühne abmelden – und es ist ein Irrtum zu meinen, dass andere unsere Interessen vertreten werden. Warum sollten die Chinesen mit ihren Erinnerungen, wie die Europäer sie behandelt haben, sich um unsere Interessen kümmern? Warum die Inder? Warum die Brasilianer? Das werden die alle nicht tun. Entweder tun wir das – und das können wir nur, wenn wir zusammen bleiben – oder wir werden die Konsequenzen zu tragen haben.“
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